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Geprüfte Organisation mit Erlaubnis nach § 11 Abs. 1 Nr. 5 Tierschutzgesetz

Auch wenn es etwas länger ist bitte lesen!!!
Hier ein wirklich informativer Bericht über das Thema Mittelmeerkrankheiten von der Tierarztpraxis im Westpark in Wettenberg bei Giessen in Mittelhessen.

Auch weil wir immer wieder gefragt werden und um mal Klarheit in diese Reisekrankheiten zu bekommen UND um wirklich unnötige Hysterie zu vermeiden .

Anaplasmose

Was? Anaplasma platys, A. phagocytophilum
Bei Anaplasmen handelt es sich um Bakterien, welche sich in Blutzellen (Thrombozyten oder neutrophile Granulozyten) vermehren.
Wie? Übertragung durch Zeckenbiss (die Zecke muss mindestens 24 Stunden saugen, damit eine Übertragung stattfinden kann). Das Wildtierreservoir sind Rehe und Nagetiere.
Wo? Je nach Erreger Mittelmeerraum (A.platys), aber auch in Deutschland (A.phagocytophilum).
Symptome: A.platys führt zu einem zyklischen Mangel an Thrombozyten. A.phagocytophilum ruft das klassische Bild der caninen Anaplasmose hervor. Problem: häufig gleichzeitiges Vorkommen anderer durch die Zecke übertragener Erreger (z.B. Borreliose, Erreger der Frühsommermeningitis (FSME)). Dadurch besteht häufig kein eindeutiges Krankheitsbild. Infizierte Hunde können akute Symptome zeigen, oder aber symptomlose Träger sein.
Mögliche Symptome der caninen Anaplasmose: Fieber, Inappetenz und Mattigkeit. Gliedmaßen/Gelenks-schmerzen und auch neurologische Ausfallserscheinungen können auftreten.
Diagnostik:
1. Anaplasmen DNA Nachweis (PCR)
Wann? 1. bis 10. Tag nach Infektion
Direkter Erregernachweis im Blut oder Proben aus Milz, Knochenmark, Gelenksflüssigkeit, Liquor. Die Untersuchung sollte zum Zeitpunkt akuter Symptomatik stattfinden. Ein negatives Ergebnis schließt eine Infektion nicht sicher aus.
2. Mirkoskopische Untersuchung
Wann? 4. bis 18. Tag nach Infektion
Mikroskopische Untersuchung eines Blutausstriches. Nicht sehr sicher (spezifisch) und auch in diesem Fall sind falsch negative Ergebnisse möglich.
3. Anaplasma phagozytophilum Antikörper Titer (IFT)
Wann? frühestens 6. bis 10. Tag nach Infektion (die ersten 3 Wochen sind falsch negative Befunde
möglich).
Ein erhöhter Titer kann auch für eine überstandene oder subklinische Infektion sprechen. Klinische
Symptome und eine gleichzeitig bestehender 4-facher Anstieg des Antikörpertiters sprechen für eine
akute Infektion. Auch als Schnelltest möglich.
Ergänzende Blutuntersuchungen: Blutbild und Blutchemie – Häufigster Befund im Blutbild ist ein Mangel an Thrombozyten („Blutplättchen“). Die Organwerte sind in der Regel unauffällig. Aufgrund der Unsicherheit des Erregernachweises, muss die Diagnosestellung in Verbindung mit dem klinischen Bild und den Laborparametern erfolgen und ggf. ein Therapieversuch durchgeführt werden.
Therapie und Prophylaxe: Die Behandlung der Anaplasmose erfolgt mit einem Antibiotikum (Doxycyclin) für 2 bis 4 Wochen. In der Regel ist eine Besserung bereits innerhalb der ersten zwei Tage zu beobachten. Zur Prophylaxe sollte auf einen konsequenten Schutz vor Ektoparasiten geachtet werden (Halsband, Spot-on-Präparat).

Babesiose

Was? große Babesien (B. canis canis, B. vogeli, B. rossi) kleine Babesien (B. gibsoni)
Babesien sind Einzeller die sich in den roten Blutkörperchen vermehren und dabei die Zellen zerstören.
Wie? Übertragung erfolgt durch Zeckenbiss
Wo? Mittelmeerraum/Südeuropa, zunehmend auch in Deutschland
Symptome: hohes Fieber, Mattigkeit und Appetitlosigkeit. Blutarmut infolge der Zerstörung der roten Blutkörperchen (dadurch auch rotgefärbter Urin und Gelbsucht möglich). Weitere mögliche Symptome: Lahmheit und Lähmungen, Atemnot, Entzündungen im Bereich der Maulhöhle oder der Augen.
Diagnostik:
1. Babesien Antikörper-Titer (IFT)
Wann? Frühestens 10 bis 14 Tage nach der Infektion
Bei akuten Infektionen können daher häufig noch keine Antikörper nachweisbar sein. Junghunde weisen oft nur niedrige Titer auf, da sie die ersten 2 Lebensmonate noch durch Antikörper der Mutter geschützt sind. Geeignet zum Screening nach Aufenthalten in Risikogebieten.
2. Babesien DNA Nachweis (PCR) Wann? Parasitämie 4. bis 21. Tag nach Infektion
Methode der Wahl. Anwendung bei akuter klinischer Symptomatik, da es in Ruhephasen zu falsch negativen Ergebnissen kommen kann, daher empfiehlt sich bei chronischen Verläufen der Antikörper-Nachweis.
3. Mikroskopischer Direktnachweis
Wann? 1. und 2. Parasitämie
Die mikroskopische Untersuchung eines Blutausstriches ist wenig sensitiv, im positiven Fall jedoch beweisend.
Die Besiedelung der roten Blutkörperchen (Parasitämie) findet innerhalb der ersten 3 Wochen nach der Infektion statt. Auch im chronischen Verlauf gibt es einen Wechsel von Ruhe- und parasitämischen Phasen, weshalb ein direkter Nachweis nicht immer möglich ist. Anwendung daher bei akuter Symptomatik.
Ergänzende Untersuchungen: Die Untersuchung des Blutbildes kann Hinweise auf eine Infektion liefern und hilft den Schweregrad der Erkrankung zu beurteilen. Blutarmut, Erhöhung der Entzündungszellen, erniedrigte Zahl an Blutplättchen. Nieren- und Leberparameter können verändert sein. Die Eiweißwerte sind oft erniedrigt. Urinuntersuchung: Verfärbung des Urins infolge der Auflösung der Blutkörperchen (Bilirubinruie, Hämoglobinurie).
Therapie/Prophylaxe: Imizol oder Carbesia (Imidocarb Diproprionat) Injektionen. Während der Behandlung sollten regelmäßige Blutbild- und Leberwert-Kontrollen stattfinden.
Zur Prophylaxe sollte auf einen ausreichenden Schutz vor Zeckenbissen geachtet werden. Dies kann mit Hilfe von Spot-on-Präparaten oder Halsbändern erfolgen.

Ehrlichiose

Was? Ehrlichia canis, E. chaffeensis, E. ewingii Ehrlichien sind bakterienähnliche Erreger, die verschiedene Blutzellen befallen.
Wie? Übertragung durch Zeckenbiss
Wo? Mittelmeerraum/Südeuropa, Tropen und Subtropen; inzwischen auch Fälle in Deutschland.
Symptome:
1. Phase der Erkrankung: wiederkehrend hohes Fieber, Schwäche, Appetitlosigkeit und Erbrechen. Bindehautentzündung (Augenausfluss).
2. Phase der Erkrankung: Die Tiere erscheinen gesund, eine Schwäche des Immunsystems kann sich durch Gewichtsverlust, Blutungen (Haut, Schleimhäute, Gelenke), Erbrechen, neurologische Ausfallserscheinungen (Ataxie, Muskelzuckungen), Augenveränderungen äußern.
Diagnostik:
1. Ehrlichien DNA Nachweis (PCR)
Wann? Ab dem 4. – 10. Tag nach Infektion
Die PCR ist für den Nachweis im akuten Stadium am besten geeignet. In der akuten Phase Blutprobenentnahme, in späteren Stadien Proben aus der Milz, dem Knochenmark oder Liquor. Ein negativer Nachweis schließt eine Infektion nicht sicher aus!
2. Mikroskopische Untersuchung
Wann? Akute Phase
Direkter Nachweis von Ehrlichien im Blutausstrich oder Feinnadelaspiraten aus Lymphknoten (höchste Sensitivität), Milz, Lunge oder Knochenmark. Negatives Ergebnis schließt Infektion nicht aus.
3. Ehrlichia canis Antikörper Nachweis (IFT) Wann? Frühestens 7, besser 14 Tage nach Infektion. In manchen Fällen ist ein erhöhter Antikörper-
Titer erst 28 Tage später nachweisbar.
Ein 4-facher Titeranstieg im Abstand von 2-3 Wochen spricht für eine akute Erkrankung. Der Titer kann über Monate hinweg erhöht bleiben, daher ist ein positives Ergebnis nicht mit einer klinisch manifesten Erkrankung gleichzusetzen. Geeignet zum Screening nach Aufenthalt in Risikogebieten. Es sind Kreuzreaktionen mit anderen Ehrlichia Spezies möglich.
Auch mittels Schnelltest (ELISA) möglich.
Ergänzende Untersuchungen: Blutbild und Blutchemie
Therapie/Prophylaxe:
Tetrazyklin oder Doxycyclin über 10 bis 28 Tage. 2-3 Wochen nach Behandlung kann ein negativer PCR-Befund erwartet werden. Der Titer fällt 6 bis 9 Monate später ab.
Zur Prophylaxe sollte auf einen ausreichenden Schutz vor Zeckenbissen geachtet werden. Dies kann mit Hilfe von Spot-on-Präparaten oder Halsbändern erfolgen.

Leishmaniose

Was? Leishmania infantum
Wie? Überträger ist die Sandfliege. Vom Einstich aus findet die Verbreitung von der Haut aus, über das Blut zu anderen Organen hin statt.
Wo? Südeuropa (auch Kanarische Inseln) endemisch, Afrika, Asien, Zentral- und Südamerika. Bereits autochthone Fälle in Deutschland (d.h. bei Tieren welche nicht aus dem Ausland stammen, oder dort Urlaub gemacht haben).
Symptome: Symptome zeigen sich oft erst Wochen, manchmal sogar erst Jahre nach der Ansteckung.
Der Erreger breitet sich zunächst in der Haut aus
Cutane Leishmaniose Hautveränderungen v.a. im Kopfbereich, aber auch am restlichen Körper. Schlecht heilende Wunden. Starke Schuppenbildung, Alopezie. Hautrötungen und Knotenbildung (teils eitrige Geschwüre).
Schlechter Ernährungszustand, Inappetenz, Mattigkeit, wiederkehrende Fieberschübe, Polyarthritis, verformte/ weiche Krallen und Krallenbettentzündungen, Lymphadenopathie, Bindehautentzündung, Uveitis.
Diagnostik:
1. Leishmanien Antikörper-Titer (ITF)
Wann? Häufig erst Wochen bis Monate (durchschnittlich 5 Monate, bis zu 2 Jahre!) nach der Infektion möglich!
Die Untersuchung sollte daher frühestens 14 Tage nach einer möglichen Infektion durchgeführt werden. Asymptomatisch infizierte Tiere haben häufig keine spezifischen oder grenzwertig niedrige Titer („zelluläre Immunität“). Bei Tieren mit klinischen Symptomen sind in der Regel Antikörper nachweisbar. Einsatz zum Screening nach Aufenthalten in Risikogebieten.
2. Leishmanien DNA Nachweis (PCR)
Proben aus Lymphknoten, Knochenmark oder der Haut. Blutproben. Abstriche der Bindehaut des Auges ebenfalls möglich, jedoch weniger sensitiv. Indikation: verdächtige Tiere, die keine oder grenzwertig schwache Titer aufweisen. Therapiemonitoring.
3. Mikroskopische Untersuchung
Proben aus Lymphknoten, Milz, Knochenmark oder aus Hautveränderungen. Die Mikroskopie ist deutlich weniger sensitiv als die PCR, jedoch im positiven Fall beweisend. Leishmanien finden sich selten im peripheren Blut. Anwendung bei akuter Symptomatik. Ein negatives Ergebnis schließt eine Infektion nicht aus!
Ergänzende Untersuchungen: Blutbild und Blutchemie können unterstützend zur Diagnosestellung herangezogen werden und sind wichtig für die Beurteilung der Prognose und der Therapie. In der chemischen Blutuntersuchung finden sich erhöhte Eiweißwerte, veränderte Nierenwerte und/oder leicht erhöhte Leberenzyme.
Urinuntersuchung: Da Tiere mit Leishmaniose häufig eine eingeschränkte Nierenfunktion (durch Ablagerung von Immunkomplexen) entwickeln empfiehlt sich die Untersuchung des Urins, inklusive der Bestimmung des sogenannten Protein/Creatinin-Quotienten. Die Ergebnisse ermöglichen ebenfalls eine Beurteilung der Prognose und unterstützen die Therapieplanung.
Therapie und Prophylaxe:
Allopurinol wirkt leishmanistatisch. Die Therapie muss mindestens 6 Monate (i.d.R. jedoch lebenslang) erfolgen. Mögliche Nebenwirkungen: Harnsteinbildung (Xanthin-Steine), daher sollten die Tiere zur Vorbeugung möglichst purinarm ernährt werden.
Glucantime Meglumin-Antimonat wirkt leishmanizid. Als Nebenwirkung kann eine Schädigung der Nieren auftreten. Die Injektion unter die Haut ist schmerzhaft. Resistenzen sind möglich.
Miltefosin in Kombination mit Allopurinol. Wirkt lesihmanizid und ist in Südeuropa auch für den Hund zugelassen.
Leisguard Domperidon ist sowohl zur Therapie, als auch zur Prophylaxe zugelassen. Vor allem in der frühen Phase der Erkrankung empfohlen.
Während der Behandlung der Leishmaniose sollten regelmäßige Blutbild und Blutchemie-Kontrollen erfolgen. Die Nierenfunktion sollte zudem mittels Urinuntersuchungen (UPC) überwacht werden. Die Kontrolle des Leishmanien-Antikörper-Titers empfiehlt sich in der Regel alle 6 Monate.
Prophylaxe: Spot-on Präparate (z.B. Kombination aus Permethrin und Imidacloprid) alle 2-3 Wochen aufgetragen.
Halsbänder (z.B. Deltamethrin, Imidacloprid und Flumethrin) sollten 1-2 Wochen vor Abreise aufgetragen werden und wirken ca. 6 Monate.
Desweiteren kann durch angepasstes Verhalten (z.B. meiden der Dämmerung) das Risiko einer Ansteckung zusätzlich reduziert werden.
Impfung (CaniLeish) nach negativem AK-Nachweis, Grundimmunisierung 3 Impfungen im Abstand von jeweils 3 Wochen, Wiederholungsimpfung jährlich.

Dirofilarien – „Herzwürmer“

Was? Dirofilaria immitis
Würmer welche das Blutgefäßsystem besiedeln und bis zu 30cm Länge erreichen können. Sie besiedeln hauptsächlich die rechte Herzkammer und die Lungenarterie.
Wie? Stechmücken – übertragen Larven beim Stich. Die Larven wandern von der Haut über die Muskulatur in die Blutbahn.
Wo? südliche Länder wie Spanien, Italien, Frankreich, Portugal und Griechenland. Auch in Ungarn weit verbreitet.
Symptome:
Die durch die Dirofilarien bedingte Gefäßobstruktion führt zu einer Einschränkung der Herzfunktion.
Infolge der Besiedelung kommt es zu Kurzatmigkeit, Leistungsabfall, Atemnot und/oder chronischem Husten. Auch Gewichtsverlust kann beobachtet werden. In schweren chronischen Fällen können eine Blutarmut, sowie eine Niereninsuffizienz eintreten.
Diagnostik:
1. Mikrofilarien Direktnachweis (Mikroskopie)
Wann? Frühestens 6 Monate nach Infektion Für den mikroskopischen Nachweis erfolgt zunächst eine Anreicherung (Knott-Test). Eine Unterscheidung der verschiedenen Mikrofilarien-Arten ist auf diesem Weg nicht möglich. Ein großer Teil der Infektionen (ca. 50%) verläuft okkult. Dies bedeutet, dass die mikroskopische Untersuchung negativ verlaufen kann, trotz einer Infektion mit adulten Parasiten. Die Blutprobenentnahme sollte wenn möglich nach 18 Uhr erfolgen.
2. Makrofilarien Antigen Nachweis (ELISA) Wann? Frühestens 6 Monate nach Infektion Der Test gilt als sicher, wenn mindestens 3 gravide Würmer vorhanden sind. Mögliche Gründe für ein negatives Ergebnis sind abgestorbene Würmer, nur männliche Würmer, nach vorangegangener Therapie, oder bei geringem Befall. Der Antigennachweis ist auch mittels eines Schnelltests in der Praxis möglich.
Therapie: Die Therapie der Dirofilariose erfolgt in zwei Schritten. Zunächst werden die adulten Würmer abgetötet und in einem 2. Behandlungsschritt die Larven. Da das Risiko einer Thrombose besteht, sollten vor Behandlungs-beginn eine Blutuntersuchung, sowie eine Röntgenuntersuchung des Brustkorbes durchgeführt werden.
Prophylaxe:
Mückenschutz – Spot-on oder Halsband
Wurmkur – 1. Behandlung innerhalb der ersten vier Wochen nach Einreise um möglicherweise übertragene Herzwurmlarven abzutöten. Wiederholung der Wurmkur in 30-tägigen Abständen bis 30 Tage nach Rückkehr (Junge Herzwürmer dringen etwas 100 Tage nach der Infektion in das Blutgefäßsystem ein).
Quellen: Idexx Laboratories, Laboklin, ESCCAP, G. Wess (LMU München)